Rückblick Europameisterschaft Kanurennsport 2009

Rückblick Europameisterschaft Kanurennsport 2009

Seit dem Antrag auf Ausrichtung der Europameisterschaften Kanu-Rennsport durch den Landes-Kanu-Verband Brandenburg sind etwa sieben Jahre vergangen, bis dieses sportliche Großereignis auf dem Beetzsee im Jahre 2009 Realität wurde. Nach 42 Jahren fanden erstmals wieder Europameisterschaften im Kanu-Rennsport auf deutschem Boden statt, letztmals 1967 in Duisburg.Read More
 
Hans-Dietrich Fiebig äußerte sich vor wenigen Wochen:
„Ich sehe in der Vergabe dieser Titelkämpfe nach Brandenburg eine Wertschätzung für unseren Landes-Kanu-Verband und das Regattateam Brandenburg Beetzsee, eine Werbung für unser schönes Sportland Brandenburg und eine tolle Chance für alle Sportinteressierten aus Berlin und Brandenburg, unmittelbar vor der eigenen Haustür Europas Spitzensportler zu erleben. Es ist ja das erste Mal überhaupt, dass wir hier in der Region so hochkarätige Titelkämpfe im Kanusport zu Gast haben. Ich werde mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und allen Wassersportfreunden der Region kann ich gleiches nur empfehlen“.

Und wie Hans-Dieter Fiebig Recht hatte, erlebten an den beiden letzten Finaltagen der Europameisterschaften jeweils etwa 3600 Zuschauer life und darüber hinaus Millionen vor den Bildschirmen. Denn RBB, ARD, ZDF und EUROSPORT brachten in Direktausstrahlungen und Aufzeichnungen die Spannung dieser gut organisierten und reibungslos verlaufenen kontinentalen Meisterschaften hautnah auf die Bildschirme.

Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann betonte auf der Pressekonferenz vor Beginn des sportlichen Großereignisses, dass die Kanu-Europameisterschaften auf dem Beetzsee den absoluten Höhepunkt aller diesjährigen Veranstaltungen der Stadt Brandenburg darstellen. Gemeinsam mit dem Land Brandenburg hat die Havelstadt in finanzieller Hinsicht und auf anderen Gebieten umfangreiche Unterstützung für den reibungslosen Ablauf der internationalen Wettkämpfe gewährt. „Auf der schönsten Naturregattastrecke, die es gibt“, wie die Oberbürgermeisterin mit Stolz anfügte. Neben den ca. 100.000 Euro, die von der Stadt jährlich für den Unterhalt der Regattastrecke aufgebracht werden, sind zusätzlich 70.000 Euro aus dem Haushaltsetat ausschließlich für die Europameisterschaften zur Verfügung gestellt worden. Aber auch Frau Dr. Tiemann unterstrich, dass der enorme Aufwand an ehrenamtlicher Arbeit gar nicht aufgerechnet werden kann. „Ich selbst werde es mir nicht nehmen lassen, alle Entscheidungen an den Finaltagen persönlich mitzuerleben“, verkündete sie den Teilnehmern der Pressekonferenz abschließend.

Bei dem Eröffnungszeremoniell der Europameisterschaften 2009 waren die Tribünen voll besetzt. Nach der Begrüßung am Abend des 24.06. durch die Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann, den Minister Holger Rupprecht und den DKV-Präsidenten Olaf Heukroth ergriff der Präsident des Europäischen Kanuverbandes (ECA), Albert Woods, das Wort und erklärte die Europameisterschaften für eröffnet. Beifall brandete beim anschließenden Einmarsch der Fahnenträger der Nationen auf. Ein buntes Programm mit Trommlern, Tanzgruppen, Akrobaten und einem BMX-Kunstfahrer beschloss die gelungene Eröffnungsfeier.

Elf Nationen waren an den Titelgewinnen bei insgesamt 27 Entscheidungen beteiligt:

LandGoldSilberBronze
Deutschland695
Ungarn692
Weißrussland411
Russland235
Schweden21
Spanien22
Litauen111
Dänemark12
Ukraine11
Aserbaidschan11
Norwegen1

Als erfolgreichste Sportler der diesjährigen Europameisterschaften erwiesen sich mit je drei Titelgewinnen die Ungarin Katalin Kovacs und der weißrussische Kajafahrer Vadzim Makhnev.

An den 6 Gold-, 9 Silber- und 5 Bronzemedaillen für den Deutschen Kanu-Verband waren die Sportler des LKV Brandenburg (KC Potsdam) mit 4 x Gold, 7 x Silber und 2 x Bronze beteiligt. Alle zehn Athleten des Kanu-Club Potsdam waren in die Finalrennen gelangt, sechs von ihnen eroberten insgesamt 13 Europameisterschaftsmedaillen.

Bilanz der Medaillengewinner des LKV Brandenburg:

Katrin Wagner Augustin: 2 x Gold, 2 x Silber
Fanny Fischer: 2 x Gold, 1 x Silber
Ronald Verch: 1 x Gold
Sebastian Brendel: 2 x Silber, 1 x Bronze
Ronald Rauhe: 2 x Silber
Franziska Weber: 1 x Silber, 1 x Bron

Medaillen nach Disziplinen für die Brandenburger Rennkanuten:

Kajak Damen

Gold
– K2/ 200m: Fanny Fischer
– Staffel 4x200m: Katrin Wagner-Augustin, Fanny Fischer
– K4/ 500m: Katrin Wagner-Augustin

Silber

– K1/ 500m: Katrin Wagner-Augustin
– K1/ 1000m: Franziska Weber
– K4/ 200m: Katrin Wagner-Augustin

Bronze

– K2/ 500m: Fanny Fischer, Franziska Weber

Kajak Herren

Silber
– K1/ 500m: Ronald Rauhe
– Staffel 4x200m: Ronald Rauhe

Canadier Herren

Gold
– C4/ 1000m: Ronald Verch

Silber

– C1/ 1000m: Sebastian Brendel
– Staffel 4x200m: Sebastian Brendel

Bronze

– C1/ 500m: Sebastian Brendel

Die Mühen der Organisatoren haben sich gelohnt Muller,
Nachdem sich die Vorsitzende der technischen Kommission des Europäischen Kanu-Verbandes (ECA), Elly bereits im Vorfeld lobend über die Vorbereitung der Europameisterschaften durch die Ausrichter ausgesprochen hatte, brachte es der Präsident der ECA, am Abschlusstag auf den Punkt: “Diese Veranstaltung in Brandenburg an der Havel ist weltmeisterschaftswürdig“. Welch größeres Lob kann es für das Organisationsteam und die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer wohl geben?

Die Mühen und das Engagement der Veranstalter wurden aber ebenso auf andere Art und Weise belohnt, denn auch die 422 Teilnehmer aus 35 Ländern waren rundherum zufrieden. Darunter befanden sich immerhin 17 Olympiasieger und 42 Europameister des Jahres 2008. Vor allem aber die packenden und reibungslos verlaufenen Wettkämpfe sowie das hervorragende Abschneiden der deutschen Mannschaft, die sich in der Medaillenwertung vor Ungarn und Weißrussland behauptete, entschädigten für den immensen Aufwand der letzten Wochen und Monate.

Geschichten am Rande der Europameisterschaften:

Mit dem Fahrrad 1300 km zur Kanu-EM nach Brandenburg an der Havel
Rosie Gray, Mitglied der Europäischen Kanu-Assoziation (ECA) und internationale Kampfrichterin, wartete noch vor Beginn der kontinentalen Meisterschaften mit einer sportlichen Leistung besonderer Art auf. Am 08. Juni brach die begeisterte Radlerin gemeinsam mit Ehemann Colin in ihrer Heimatstadt Nottingham auf und erreichte nach genau zwei Wochen Radtour das Regattagelände Beetzsee in der Havelstadt. Über Cambrigde, mit der Fähre bis Harwich (Niederlande), weiter über Hook und entlang der Nordseeküste bis Cuxhaven und danach auf dem Elberadweg bis Havelberg und dem Havelradweg bis nach Brandenburg an der Havel legte das die insgesamt 1300 Kilometer in Tagesetappen von 90 bis 110 km zurück. Sicherlich kann man diese Fahrt nicht unter alltäglicher Radtour einstufen. Dennoch hinterließen die sportlichen Engländer bei ihrer Ankunft auf dem Regattagelände in Brandenburg einen durchaus entspannten und gut gelaunten Eindruck.

Traditionen des Kanusports in Brandenburg an der Havel
Neben den Aufstellern der Ruderer machen mit einem Paddelblatt gekennzeichnete Tafeln auf dem Regattagelände Beetzsee die Zuschauer auf die Traditionen des Kanusports in Brandenburg an der Havel aufmerksam. Unter anderem wird auf 16 Namen von internationale erfolgreichen Kanu-Rennsportlern verwiesen, die in der Havelstadt geboren oder aufgewachsen sind. Darunter die Geschwister Birgit und Frank Fischer.

Schnelle Hilfe für bulgarisches Kanuteam aus Potsdam
Bereits am 22.06. war das aus sechs Athleten bestehende Kanuteam der bulgarischen Mannschaft zu den Europameisterschaften in Brandenburg an der Havel angereist, wartete aber vergebens auf den Hänger mit den Booten. Um das Training auf dem Beetzsee nicht zu gefährden, erging am nächsten Tag ein Hilferuf über den deutschen Bundestrainer an den Landesstützpunkt Potsdam. Ohne große Umstände ließ Stützpunktleiter Ralph Welke die benötigten Boote in Potsdam verladen und sofort nach Brandenburg an der Havel überführen. Mittlerweile war der bulgarische Bootstransport nach nicht kalkulierbaren Verzögerungen auf der ca. 2000 Kilometer langen Fahrt am Zielort eingetroffen und die bulgarischen Sportler konnten in den eigenen Booten das Training beginnen. Dennoch waren Daniela Nedeva, einzige Kajakfahrerin des bulgarischen Teams, sowie ihr Ehemann und gleichzeitiger Trainer dankbar für die schnelle Hilfe, die ihnen gewährt wurde.

Kita-Besuch bei den Europameisterschaften
Regen und Wind hielt die Knirpse aus am ersten Wettkampftag der Europameisterschaften nicht davon ab, „ihre Mannschaften“ von der Tribüne aus lautstark anzufeuern. Für die Sportmannschaften ihrer Wahl hatten sie sich mit selbst gebastelten Geschenken etwas besonders ausgedacht. An der Hand von Franziska Weber und Conny Waßmuth marschierten sie schließlich zum Sattelplatz, um mit den Sportlern direkt Kontakt aufzunehmen. Die Freude war auf beiden Seiten riesig. „Ich paddle ja schon einige Jahre, aber so eine Idee hatte noch keiner. Ich finde das total süß, eine Superidee“, war Olympiasiegerin Conny Waßmuth begeistert.

Startanlage
Die von der Stadt Brandenburg erst vor wenigen Wochen erworbene hat ihre internationale nachdem sie bereits zwei Wochen zuvor bei den Ostdeutschen Meisterschaften zum Einsatz gelangte. Hier ergaben sich aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen vor allem für einige junge Rennkanuten kleinere Probleme. Diese hatte man jedoch bald im Griff. Einen kleinen Schreck bekamen die Organisatoren dennoch am Morgen des Finaltages der 200m-Rennen. Mitten in der Nacht war die Anlage durch Fremdeinwirkung beschädigt worden, konnte jedoch bis zum ersten Rennen durch das italienische Serviceteam wieder rechtzeitig instand gesetzt werden.

Zusatztribüne
Mit dem Aufbau einer provisorischen Zusatztribüne konnten die Organisatoren dem erwarteten Zuschauerinteresse gerecht werden. Damit wurde eine Kapazität von erreicht, die an den beiden letzten Finaltagen nahezu ausgelastet war.

TV-Übertragungen
Mit einem ca. 100 Personen umfassenden Team und 17 Kameras gewährleistete der RBB eine lückenlose Live –Übertragung der Finalläufe durch das ZDF und den ARD sowie umfangreiche Wiederholungen durch Eurosport, der für je 6 Stunden Live- und Wiederholungssendungen geplant hatte. Das EM-Geschehen war zudem im Eurosport Player zu empfangen. Die ausgestrahlt, eine Dimension, die für den Kanu-Rennsport keinesfalls alltäglich ist.

Veranstalter der Europameisterschaften 2010 sehen sich in Brandenburg um
Der Bürgermeister der im Südosten Spaniens gelegenen spanischen Kleinstadt war als Ausrichter der Europameisterschaften Kanu-Rennsport 2010 ebenfalls in Brandenburg an der Havel zugegen. Mitgebracht hatte er seine Beigeordnete für Sport und drei weitere Begleiter, die aus den Erfahrungen der Havelstadt möglichst viel lernen wollten. Von der Regattastrecke Beetzsee und der näheren Umgebung der Stadt waren sie ebenso begeistert, wie von der gesamten Organisation der Europameisterschaften.
Bei uns ist alles bedeutend kleiner als in Brandenburg an der Havel. Das heißt, wir müssen uns ganz schön anstrengen, um das annähernd so perfekt hinzubekommen wie hier“, meinte der Bürgermeister der EM-Ausrichterstadt 2010.

Lautstarke Fangruppe trieben ihre Sportler nach vorn
Von ihrer Begeisterung und Lautstärke her konnten die Fangruppe aus Ungarn und Dänemark mit Fußballenthusiasten in allen Stadien durchaus konkurrieren. Die 8-köpfige ungarische Gruppe mit dem Vater der ehemaligen 5-fachen Weltmeisters Istvan Bees an der Spitze hatte eine 10-stündige Autoanfahrt aus der Nähe von Budapest zu bewältigen. Das Kommen hatte sich angesichts der starken Leistungen ihrer Rennkanuten mehr als gelohnt.
Die 30 dänischen Kanuenthusiasten hatten lediglich 500km bis zu ihrem Hotel in Radewege zurückzulegen. Ihr Sprecher Jan Nielsen wollte „seine Sportler“ zu mindestens 4 Medaillen antreiben. Dass es letztendlich eine Medaille weniger war, tat der Freude der Fans keinen Abbruch.

Förderverein des Kanu-Club Potsdam empfängt Athleten und Trainer
Als Dankeschön für die bisherige Unterstützung der Sponsoren und in Anerkennung der erbrachten sportlichen Leistungen vereinte der von der IHK Brandenburg ausgerichtete Empfang auf dem Regattagelände Beetzsee gleichermaßen die Vertreter von Politik und Förderverein sowie der Sportler, Trainer und Helfer des Vereins. Das beiderseitige Geben und Nehmen sowie das gegenseitige Verständnis waren letztlich die Grundlage für die einzigartige Entwicklung des Kanu-Rennsports des Vereins im Potsdamer Luftschiffhafen.

Verabschiedung verdienstvoller Sportler und eines Kommentators
DKV-Präsident Olaf Heukroth verabschiedete in einer Wettkampfpause unter starkem Beifall von der gut gefüllten Tribüne die erfolgreichen Rennkanuten vom aktiven Sport. Auch der bekannte 65-jährige ARD-Fernsehmoderator der zur Freude der Zuschauer noch einmal die Kanurennen der Olympischen Spiele 2004 anhand der Bilder auf der großen Anzeigtafel kommentierte, wurde von Heukroth geehrt.

Streckenrekorde im Kanu-Rennsport bald Realität?
Wie im Gespräch mit dem Präsidenten des Europäischen Kanu-Verbandes (ECA) am Rande der Europameisterschaften Kanu-Rennsport in Brandenburg an der Havel zu erfahren war, existiert der Gedanke, künftig im Kanu-Rennsport eine Rekordliste mit Bestzeiten zu führen. Grundlage dafür sind die vom Leipziger bereits seit 1975 geführten Ergebnislisten von internationalen Meisterschaften. Die zehn besten Ergebnisse jeder Disziplin, unterteilt nach Bootsart und Streckenlänge, hat er bis zum heutigen Tag genauestens festgehalten und ständig auf dem neuesten Stand gehalten. Darüber hinaus hat er auch konkrete Vorstellungen entwickelt, wie die unterschiedlichen Wettkampfbedingungen erfasst und bei der Erstellung der Rekordlisten berücksichtigt werden könnten. In den offiziellen Rekordlisten der ECA sollen künftig die Bestleistungen aller Kanudisziplinen, Bootsklassen und Strecken erfasst werden, die bei Welt- und Europameisterschaften erzielt wurden. Ausgenommen sind zunächst noch die erstmals auf dem Brandenburger Beetzsee ausgetragenen Staffelwettbewerbe. All diese Vorstellungen werden jedoch noch im Kreise des Kanu-Weltverbandes (ICF) Ende des Jahres 2009 beraten und danach zur Kenntnis gegeben. Albert Woods vertritt darüber hinaus die Meinung, dass bei Welt- und Europameisterschaften die gleichen Wettkämpfe nach Anzahl und Art der Disziplinen ausgetragen werden sollten, wie bei den Olympischen Spielen. Auch diese Gedanken wird er bei der Sitzung des Präsidiums des ICF zur Sprache bringen.

Veröffentlicht am 4. Juli 2009 von Regattateam